… ist fast so alt wie die Geschichte der Partei selbst.
Ferdinand Lassalle
Als sich 1848 das erste Mal Arbeiter organisierten, um gegen ihren rechtlosen Zustand während der Industrialisierung Front zu machen, wurde ihr Aufstand brutal niedergeschlagen. Der „Vierte Stand“ bekam seine zweite Chance fünfzehn Jahre später.
1863 gründete Ferdinand Lasalle den Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein und hob damit die deutsche Sozialdemokratie aus der Taufe.
1874 schlossen sich Uetersener Genossen zusammen, um für die Rechte der Arbeiter einzutreten. Als ein Gründungsvater der Uetersener SPD gilt heute Gustav Hermann Vogt, ein Uetersener Weberknecht.
In Uetersen war Ernst Heinrich Meßtorff seit 1862 Vorsteher des damaligen Fleckens, ab 1870 ehrenamtlicher Bürgermeister, nachdem die Stadtrechte verliehen waren. Unter seiner Leitung entstanden Rathaus, Uetersener Eisenbahn AG und das Lehrerseminar.
1878 erließ Reichskanzler Bismarck das „Sozialistengesetz“, das die Partei verbot. Die Genossen tauchten unter, aber sie arbeiteten im Untergrund. Der „Uetersener Fabrikarbeiterverband“ setzte quasi stellvertretend die sozialdemokratische Parteiarbeit fort, ohne von den Wächtern der Obrigkeit bemerkt zu werden.
1890 wurde das Gesetz aufgehoben. Mehr als dreißig Mitglieder zählte der OV zu dieser Zeit, darunter Jürgen Husmann, Heinrich Neuenburg, Wilhem Wagner, Luise Neuhaus, Johanna Rhode und Karl Zimmermann.
Die SPD setzte seitdem wesentliche Rechte und soziale Einrichtungen durch: gesetzliche Krankenversicherung, Arbeitslosenunterstützung, Meinungs- und Pressefreiheit, Wahlrecht für Frauen, Einführung eines Acht-Stunden-Arbeitstags.
1918 endete der erste Weltkrieg, und es begannen die ersten demokratischen Gehversuche des ehemaligen Kaiserreiches, die als „Weimarer Republik“ in die Geschichte eingehen sollten.
1923 wurden Heinrich Wilckens und Peter Andersen, 1924 Paul Mischke Stadtverordnete. Sie machten sich anschließend beispielhaft verdient um unserer Stadt, als wir nach dem verheerenden zweiten Weltkrieg vor dem Nichts standen.
1930 war der Uetersener Genosse Heinrich Wellenbrink Bürgermeister geworden. Vom Februar diesen Jahres bis März 1933 gab es erstmals eine absolute SPD-Mehrheit in Uetersen.
Im Jahre 1933 marschierten braune Kolonnen durch Uetersen. Für die Sozialdemokraten wurde die Zeit bitter. Im März machten die Nazis ernst: Unter dramatischen Umständen wurden die Vertreter der „marxistischen Landesverratspartei“ aus dem Rathaus „entfernt“. Verhöre, Festnahmen und Konzentrationslager drohten. Alfred Hornig, damals Polizeihauptwachtmeister in Uetersen, stellte sich den Nazis mit gezogener Pistole in den Weg, als Bürgermeister Wellenbrink von den „Volkserneuerern“ verschleppt werden sollte.
Am 22. Juni 1933 wurde die SPD erneut verboten.
Von Oktober 1933 bis Kriegsende verwaltete Bürgermeister Dölling die Stadt. Im Juni ’45 wurde er von unseren britischen Besatzern festgenommen, und Stadtoberinspektor Heinrich Stühmeyer trat für sechs Monate seine Nachfolge an.
Paul Mischke entkam 1944 seinem Schicksal in Neuengamme nur durch die couragierte Hilfe seiner Genossen.
Mit Heinrich Wilckens, der zum ersten Bürgermeister der Nachkriegszeit gewählt wurde, übernahm am 20. Dezember 1945 wieder ein SPD-Mann die Leitung in Uetersen. Er stand vor der Aufgabe, die hungernde und demoralisierte Bevölkerung, die sich durch die Kriegswirren mehr als verdoppelt hatte, in eine friedliche und freie Zukunft zu führen.
Mit der bedingungslosen Kapitulation des Hitler-Reiches begann für die ausgemergelten Menschen in den Trümmern ihres Landes eine beispiellose Zeit der Entbehrungen. In Uetersen übernahm die SPD die Verantwortung für die Wiedereinführung der Demokratie und die Zukunft der Stadt. Man brauchte schnell Wohnungen, Nahrung und Arbeitsplätze. Die Frauen und Männer der SPD Uetersen stellten sich dieser Aufgabe, und sie taten es mit Erfolg:
Eine der vordringlichsten Aufgaben war, die unerträgliche Wohnungsnot zu beseitigen. Nach Kriegsende sind in Uetersen allein bis 1954 1000 Wohnungen gebaut worden.
Von 1950 bis 1955 wurden Wohnungen für die Vertriebenen, Evakuierten und Einheimischen gebaut. Aber auch Eingliederung ins Wirtschaftsleben mußte statt finden, und die 2/3-Mehrheit der SPD in der Stadtvertretung kümmerte sich auch darum.
Dr. Jürgen Frenzel wurde 1956 Nachfolger von Heinrich Wilckens. Er blieb bis
Anfang ’64 im Amt und folgte dann seiner Berufung zum Polizeipräsidenten Hamburgs.
In dieser Zeit fielen wichtige Entscheidungen:
- Bau von 635 Wohnungen
- Verkauf von über 100 preiswerten Bauplätzen an Uetersener Bürger
- Beginn des 2. Bauabschnitts der Heinrich-Wilckens-Siedlung
- Bau neuer Schulräume für 480 Kinder
- Gründung der Stadtbücherei
- Bau von Kinderspielplätzen
- Straßenbau
- Erweiterung des Wasserwerks
- Bau einer Pumpstation an der Moltkestraße
- Beschaffung einer neuen Rundsteueranlage für die Feuerwehr
Am 16. April 1964 wurde Waldemar Dudda durch Bürgervorsteher Alfred Hornig vereidigt und in das Amt des Bürgermeisters eingeführt. Waldemar Dudda sollte nicht nur Uetersens Bürgermeister mit der längsten Amtszeit (24 Jahre) werden, sondern mit ihm setzte auch eine äußerst produktive Schaffensphase ein. Mit ausgezeichneten Kontakten zu wichtigen Landes- und Bundesbehörden, ausgeprägtem Verhandlungsgeschick und beispielhaftem Einsatz gelang es Dudda, Uetersen zu einem beachtlichen Aufschwung in vielen Bereichen zu verhelfen. Einige Beispiele sollen das untermauern:
- Förderung und Bau von mehr als viertausend Wohneinheiten
- Bau bzw. Erweiterung von drei Schulen
- Bau eines modernen Alten- und Pflegeheims
- Errichtung von vier Turn- bzw. Sporthallen
- Bau neuer Straßen und Fußwege
- Bau der Fußgängerzone
- Bau des neuen Rathauses
- Erweiterung des Rosenstadions
- Bau des Städtischen Kindergartens
Ein großer Erfolg war die Sicherung des Areals „Langes Tannen“ als Naherholungsgebiet für die Stadt mit Museum und Museumsscheune. Die besonderen Verdienste des SPD- Bürgermeisters Waldemar Dudda sind unter anderem durch die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes des Bundespräsidenten und die Verleihung der Freiherr von Stein Medaille des Sparkassenverbandes gewürdigt worden.
Die Stadt hat ihm die Ehrenbürgerwürde verliehen.
Wolfgang Bromma
Nachfolger von Waldemar Dudda wurde am 15. April 1988 Wolfgang Bromma. In seine Amtszeit fielen unter anderem:
- Aufdeckung der Dioxinproblematik im Wohngebiet Am Eichholz/Wiesengrund
- Erweiterung der Grund- und Hauptschule Birkenallee
- Erweiterung des Städtischen Kindergartens
- Neubau der Museumsscheune
Mit der Übergabe des Amtes an Karl Gustav Tewes ging am 15. April 1994 die Ära der SPD-Bürgermeister in Uetersen vorläufig zu Ende. Dem parteilosen Tewes folgte 2003 der ebenfalls parteilose Wolfgang Wiech.
Erstmals in der Geschichte unserer Stadt übernahm mit der Sozialdemokratin Andrea Hansen am 1. April 2009 eine Frau die Verantwortung für die Stadtverwaltung. Unter ihrer Führung entwickelt sich Uetersen als familienfreundliches, wirtschaftliches und kulturelles Zentrum der Region weiter. Zu ihren Erfolgen zählen u.a.
Andrea Hansen
- Schaffung der ersten Krippenplätze; Bau der Kita beim Hus Sünnschien
- Bau und Etablierung der Schulmensa
- Übertragung der Eigentumsrechte am Ludwig-Meyn-Gymnasium vom Kreis auf die Stadt
- Ausbau von Ausbildungs- und Wirtschaftsförderung mit Stadtmarketing
- Neue, auch innerstädtische Baugebiete
- Neue Nahversorgungszentren am Gerberplatz und in der Reuterstraße
- Abriss der Silo-Ruine am Hafen mit Flächenrecycling; Erhalt des Wasserturms
- Erweiterung der Feuerwache Am Seeth
- Einführung der transparenten doppelten Buchführung; finanzielle Zukunftssicherung durch Haushaltskonsolidierung
Zusammenfassung: Der SPD Ortsverein Uetersen blickt heute auf eine inzwischen 140-jährige Geschichte zurück. Soziales Verantwortungsbewusstsein, Gerechtigkeit und mitmenschliches Handeln in der Gesellschaft fest zu verankern ist seit Generationen der Wunsch aller, die sich in der SPD engagieren und engagiert haben. In allen Bereichen unserer Gemeinschaft haben SPD-Mitglieder ihren Mann oder ihre Frau gestanden. Stets wirkten Sozialdemokraten wesentlich an der Gestaltung unserer Heimatstadt mit, sei es als Bürgervorsteher/in, Bürgermeister/in, Kommunalpolitiker/in oder in anderen verantwortlichen Ämtern.
Anmerkung: Die Geschichte des SPD-Ortsvereins Uetersens wird weiter überarbeitet und durch wichtige Daten/Ereignisse ergänzt.